Gastroenterologie am Schlachtensee


Hepatologie (Leberheilkunde)

Die Leber als zentrales Stoffwechselorgan nimmt eine herausragende Stellung in der Verarbeitung und Speicherung von Nährstoffen, der Schaffung eines für das Leben unverzichtbaren stabilen inneren Milieus und der Entgiftung und Ausscheidung von Abbauprodukten ein.

Die komplexen Funktionen der Leber lassen bereits erahnen, dass eine Vielzahl von Störungen möglich sind, die auch nicht primär von der Leber ausgehen müssen.
So wird beim Arztbesuch aus den unterschiedlichsten Gründen meist die Leber mitgecheckt. Glücklicherweise lassen sich Störungen der Funktion und deren Ursache in der Regel einfach über eine Blutentnahme nachweisen und falls erforderlich können mit der Ultraschalluntersuchung (Sonografie) auch feinste Strukturstörungen sehr gut nachgewiesen werden. Die Entnahme einer Gewebeprobe (Leberpunktion) zur feingeweblichen Untersuchung durch den Pathologen ist heute eher selten erforderlich.

Akute Erkrankungen stellen in der Regel nicht das große Problem dar, da die Beschwerden den Patienten frühzeitig zum Arzt führen und bei erfolgreicher Behandlung die gute Regenerationskraft des Organs meist keine Folgeschäden entstehen lassen.
Chronische Erkrankungen hingegen können zu einem Umbau der Leber mit Bindegewebsvermehrung bis zur Leberzirrhose und Entwicklung eines Leberzellkarzinoms führen.
Da Beschwerden zunächst gar nicht bestehen müssen, oder auch nur uncharakteristisch und kaum beeinträchtigend sein können, kommt es darauf an, ob über eine Vorsorgeuntersuchung eine frühe Diagnose gelingt oder ob die Erkrankung erst im weit fortgeschrittenen Verlauf erkannt wird.
Beispielhaft seien hier zwei derzeit vieldiskutierte Krankheitsentitäten genannt, die sogenannte »nicht alkoholische Fettleber« und die chronischen Virus-Leberentzündungen.

Die nicht alkoholische Fettleber (NAFL) ist die häufigste Lebererkrankung weltweit. Für die Entstehung sind ähnlich wie bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Risikofaktoren Übergewicht, Fett- und Zuckerstoffwechselstörung wichtig, aber auch ein schlanker Mensch ohne Risikofaktoren kann daran erkranken. In Deutschland werden ca. 20 Millionen Menschen betroffen sein. Für die meisten nimmt die Erkrankung zwar einen gutartigen Verlauf, geschätzt jeder zehnte erleidet jedoch die aggressive Verlaufsform genannt nicht alkoholische Steatohepatitis (NASH). In der USA ist das Leberkarzinom infolge einer NASH die am stärksten wachsende Indikation zur Lebertransplantation.

Auch auf der Basis einer chronischen Virus-Leberentzündung können eine Leberzirrhose und ein Leberzellkarzinom entstehen. So sind weltweit 2/3 der Leberzirrhosen und ¾ der Leberkarzinome durch die Hepatitis Viren B und C bedingt. In Deutschland ist die Durchseuchung wesentlich geringeren als in anderen Teilen der Welt. Dennoch ist mit
ca. 1,2 Millionen chronischen Virushepatitis-Kranken zu rechnen, von denen nur ein Bruchteil tatsächlich von ihrer Erkrankung weiß. Die frühzeitige Diagnose ist aber wichtig und nützlich, da die chronische C-Hepatitis heute zu über 90 Prozent heilbar ist und die chronische B-Hepatitis mit sehr gut verträglichen Medikamenten zumindest beherrscht werden kann.